fair & female - mit Barbara Haas

#220 Hat feministische Außenpolitik noch eine Chance, Margot Wallström?

Episode Summary

Dies ist der Versuch, eine Episode in Englisch aufzunehmen. Ihr müsst nachsichtig sein mit mir, mein Englisch ist nicht so toll, aber ich wollte das Gespräch trotzdem als Podcast probieren, weil ich Margot Wallström sehr schätze. Sie hat den Begriff "feministische Außenpolitik" erfunden, war von 2014 bis 2019 Außenministerin von Schweden und auch viele Jahre Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und zum 80-jährigen Bestehen der UNO für einen Besuch in Wien. Und wir sprechen zu Beginn auch über ein Thema, das mir besonders wichtig ist: sexuelle Gewalt gegen Frauen.

Episode Notes

Dies ist der Versuch, eine Episode in Englisch aufzunehmen. Ihr müsst nachsichtig sein mit mir, mein Englisch ist nicht so toll, aber ich wollte das Gespräch trotzdem als Podcast probieren, weil ich Margot Wallström sehr schätze. Sie hat den Begriff "feministische Außenpolitik" erfunden, war von 2014 bis 2019 Außenministerin von Schweden und auch viele Jahre Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und zum 80-jährigen Bestehen der UNO für einen Besuch in Wien. Und wir sprechen zu Beginn auch über ein Thema, das mir besonders wichtig ist: sexuelle Gewalt gegen Frauen. 

Und hier könnt ihr das Transkript auf Deutsch unseren Gespräches nachlesen. Es wurde mit einem KI-Programm übersetzt und hat stilistisch vielleicht einige Schwächen, aber es spiegelt unser Gespräch sehr genau wider. 

Fair & Female und feministische Außenpolitik 

Willkommen bei Fair & Female, dem Gesellschafts-Podcast der Kleinen Zeitung. Mein Name ist Barbara Haas und ich freue mich, heute Margot Wallström begrüßen zu dürfen. Sie ist eine sozialdemokratische Politikerin, war von 2014 bis 2019 Außenministerin von Schweden und viele Jahre Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. Sie gilt als die Erfinderin des Begriffs der feministischen Außenpolitik. Heute sprechen wir über feministische Außenpolitik, sexuelle Gewalt gegen Frauen weltweit und die zukünftige Rolle von Frauen in der Gesellschaft. 

Wallström: Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Eine globale Geißel Die Situation für Frauen ist sehr ernst. Die Zahl der Fälle sexueller Gewalt gegen Frauen in Kriegen und Konflikten ist in wenigen Jahren um 50 % gestiegen. Es ist uns nicht gelungen, dies zu bekämpfen, und es ist eine globale Geißel. Als erste Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für diese Angelegenheiten im Jahr 2010 habe ich drei Missverständnisse identifiziert. Drei Missverständnisse über sexuelle Gewalt Das erste Missverständnis ist, dass sexuelle Gewalt als unvermeidlich angesehen wird, da sie seit jeher Teil jedes Krieges und Konflikts war. Dies ist jedoch falsch; sie kann befohlen, geduldet oder verurteilt werden. Das zweite Missverständnis ist, dass es sich um Sex oder Lust handelt. Tatsächlich geht es um Machtausübung mit sexuellem Ausdruck. In einigen Ländern und Kulturen ist es tabu, darüber zu sprechen, aber wir haben es geschafft, das Thema auf die politische Agenda zu setzen, was ein Fortschritt ist. Das dritte Missverständnis ist, dass es sich um ein geringeres Verbrechen handelt. Dies wurde sogar als Verteidigungsargument in Kriegsverhandlungen verwendet. Die Auswirkungen auf eine Person, eine Familie, ein Dorf und ein ganzes Land sind jedoch tiefgreifend und beeinflussen Frieden und Sicherheit. Deshalb ist es so wichtig, dass Frauen in Friedensverhandlungen einbezogen werden, um die Straflosigkeit dieser Verbrechen zu beenden. 

Hat die MeToo-Bewegung wirklich etwas verändert für Frauen? 

Wallström: Die MeToo-Bewegung im Jahr 2017 hat viele Männer verunsichert, war aber nicht effektiv genug, um die tieferen Ursachen der Gewalt gegen Frauen zu beleuchten, wie die Rolle der Pornografie oder die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen. Es war jedoch eine wichtige Phase, in der Frauen den Mut fanden, ihre Grenzen zu setzen und Gewalt zu bekämpfen. Gewalt gegen Frauen ist ein globales Phänomen, das auch nach Kriegen zunimmt, wenn Soldaten nach Hause kommen. Sexuelle Gewalt ist ein Instrument der Macht, das in verschiedenen Kontexten, sei es am Arbeitsplatz, im Krieg oder in der Zivilgesellschaft, eingesetzt wird. Autokraten nutzen oft die Einschränkung von Frauenrechten als ersten Schritt zur Kontrolle der Gesellschaft. Persönliche Erfahrungen und der Umgang mit Wut Ich habe selbst sexuelle Belästigung erlebt, wie ich in meiner Autobiografie beschrieben habe. Man fühlt sich in solchen Momenten völlig überrumpelt. Es ist wichtig, mit jemandem darüber zu sprechen. Ich habe es meinem Chef erzählt, der zumindest zuhörte, auch wenn er nicht direkt eingriff. Meine Wut über die Ungerechtigkeit hat mir die Kraft gegeben, darüber zu sprechen. Viele Frauen schämen sich für ihre Wut, aber manchmal sollten wir wütend sein und es zeigen. Der Preis für das Sprechen ist oft hoch, da man oft nicht geglaubt wird, besonders wenn es keine Zeugen gibt. Dennoch ist es entscheidend, diese Wut zu mobilisieren und sich jemandem anzuvertrauen. Die Nachricht, dass das Urteil gegen Weinstein möglicherweise aufgehoben wird, ist traurig, aber nicht überraschend. Er gehört ins Gefängnis. 

In Österreich erlebt jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens sexuelle Übergriffe. Was tun? 

Wallström: Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, geht es um die Rollen, die uns in der Gesellschaft zugewiesen werden. Feminismus bedeutet, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen haben sollten. Wir müssen unsere Rechte kennen, über unseren Körper selbst bestimmen können und frei sein, Lebensentscheidungen zu treffen. Mehr Geschlechter und wirtschaftliche Gleichheit wird Frauen helfen, und wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Ein wichtiger Aspekt ist die Pornografie, die ich als eine Wurzel vieler Gewalt gegen Frauen sehe. In Schweden wird derzeit über Strangulation beim Sex debattiert, ein Phänomen, das aus der Pornografie stammt. Junge Mädchen glauben, dies akzeptieren zu müssen. Die meisten Jungen, oft schon ab acht Jahren, sehen gewalttätige und perverse Pornografie, die leicht zugänglich ist. Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen, vielleicht durch Verbote oder Regulierungen. 

Die Serie "Adolescence" zeigte die Auswirkungen auf die britische Regierung, die begann, Jungen im Umgang mit Mädchen zu unterrichten. Es ist traurig, dass es so viel braucht, bis Probleme angegangen werden. 

Eltern müssen ihre Kinder online besser beaufsichtigen, und Schulen haben eine wichtige Rolle in der Bildung. Ein weiteres Beispiel ist Afghanistan, wo Frauen alle Rechte entzogen wurden. Jungen werden früh in Madrassas geschickt, von Frauen isoliert und religiös erzogen, was Misogynie fördert. Dies ist eine Strategie der Taliban, um ihre Herrschaft zu sichern und geführte Soldaten zu schaffen. Die Diskussion über ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche ist ein Zeichen der Verzweiflung. Die Zeit, die junge Menschen online verbringen, könnte für Outdoor-Aktivitäten, soziale Interaktion oder sinnvolle Bildung genutzt werden. Eine Regulierung der Nutzungszeiten oder sogar ein Verbot für Tech-Unternehmen könnte notwendig sein. Feministische Außenpolitik: Rechte, Repräsentation, Ressourcen Der Begriff der feministischen Außenpolitik, den ich vor über zehn Jahren geprägt habe, basiert auf der Erkenntnis, dass es keinen dauerhaften Frieden geben kann, wenn Frauen nicht Teil von Friedensprozessen sind. Studien der Vereinten Nationen zeigen, dass Friedensabkommen, an denen Frauen beteiligt sind, länger halten und mehr Optionen auf den Tisch bringen. Meine feministische Außenpolitik konzentriert sich auf drei "R": Rechte, Repräsentation und Ressourcen. Rechte: Haben Frauen und Mädchen die gleichen Rechte? Können sie ein Bankkonto eröffnen, ein Unternehmen gründen, zur Schule gehen, oder werden sie mit 14 Jahren verheiratet? Repräsentation: Sind Frauen an den Tischen vertreten, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden – in Parlamenten, Regierungen, Unternehmen und Vorständen? Ressourcen: Werden Budgets so gestaltet, dass sie die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen berücksichtigen? Geht Geld dorthin? Dies beginnt mit geschlechterbasierten Statistiken und Budgetierung. 

Feministische Außenpolitik in der Ukraine und anderen Konflikten In der heutigen Welt, wie im Krieg Russlands gegen die Ukraine, scheint eine feministische Herangehensweise oft zu fehlen. Führer wie Donald Trump und Wladimir Putin verfolgen andere Werte, die auf wirtschaftlichen Interessen und Machtdemonstration basieren. 

Wallström: Ukrainische Frauen kämpfen an der Front, aber die Mehrheit muss das Land verlassen oder sich um Kinder und Ältere kümmern. Die UN-Resolution 1325 besagt, dass Krieg und Frieden Männer und Frauen unterschiedlich betreffen. Wenn die Geschichten der Frauen, die fliehen mussten oder sexuelle Gewalt erlebt haben, nicht gehört werden, wird es keinen Frieden für Frauen geben. Frauen sind anfälliger für Menschenhandel und sexuelle Gewalt in Konflikten. Es geht nicht nur um diejenigen, die Waffen tragen, sondern auch um alle anderen, die leiden. Im Friedensabkommen für Tigray in Äthiopien waren keine Frauen am Tisch, obwohl Vergewaltigungen ein zentrales Thema waren. Dies führt zur Fortsetzung der Straflosigkeit und zu einem fragileren Frieden. Dennoch gibt es Hoffnung: Moderne Technologie ermöglicht es uns, Beweise zu sammeln und die Geschehnisse in Echtzeit zu verfolgen. Dies kann zur Rechenschaftspflicht für Kriegsverbrechen beitragen. Frauen müssen zusammenkommen, um sicherzustellen, dass ihre Interessen und Geschichten gehört werden. Die Unterstützung der Zivilgesellschaft ist entscheidend, um Frauenorganisationen die Mittel zu geben, diese Arbeit zu leisten. 

Die Rolle der Europäischen Union - hat sie diese überhaupt im Ukraine-Konflikt? 

Wallström: Die Europäische Union spielt eine entscheidende Rolle im Ukraine-Konflikt. Die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft ist eine starke Motivation für die Ukraine. Die EU-Länder und die Europäische Kommission haben die Ukraine umfassend unterstützt. Die Diskussion über die eingefrorenen russischen Vermögenswerte ist wichtig; es muss ein Weg gefunden werden, damit die Ukraine diese nutzen kann, ohne das Völkerrecht zu verletzen. Die Vereinten Nationen: Eine fragile, aber unverzichtbare Institution Die Vereinten Nationen feiern ihr 80-jähriges Bestehen. Sie sind die einzige globale Institution dieser Art. Es ist wichtig, ihre Erfolge und Errungenschaften anzuerkennen, aber auch ihre Fragilität und mangelnde Funktionsfähigkeit in der heutigen Zeit zu sehen, gerade wenn sie am dringendsten gebraucht wird. Angesichts existenzieller Bedrohungen, Kriege und Armut brauchen wir eine besser funktionierende UN. Besonders für kleine Länder ist die UN unverzichtbar, um das Prinzip "Macht ist Recht" zu verhindern. Die UN hat immer noch 19 Friedensmissionen weltweit und zahlreiche Organisationen wie UNICEF und die WHO, die Menschen in Not helfen. Die Unfähigkeit des Sicherheitsrates, mit großen Konflikten umzugehen, und das Vetorecht haben jedoch das Vertrauen in die Organisation geschwächt. Eine Reform ist notwendig, um sie repräsentativer und effektiver zu machen. Trotz aller Mängel wäre die Welt ohne die UN in einer viel schwierigeren Lage. Afghanische Frauen haben mir gesagt, dass sie ohne die UN nichts hätten. Die UN bietet Nahrung, Unterkunft und Hilfe. Es gibt Reformvorschläge, wie die Zusammenlegung von UN-Gremien oder die Verlegung von Standorten, um die Effizienz zu steigern. Die mangelnde finanzielle Unterstützung, insbesondere durch die USA, schwächt die UN. Die UN hat wichtige Resolutionen und Konventionen hervorgebracht, wie die Seerechtskonvention, die Resolution 1325 zur Rolle der Frauen in Frieden und Sicherheit und das Klimarahmenübereinkommen. Wir sollten die Leistungen der UN mehr würdigen. Sie hilft uns allen, in einer zivilisierten Weise miteinander umzugehen und eine regelbasierte Ordnung aufrechtzuerhalten. Dies ist auch entscheidend für die Demokratie, da viele Länder derzeit einen Rückschritt in Bezug auf demokratische Werte erleben. 

Abschluss Vielen Dank, Margot Wallström, für dieses Gespräch. Es war mir eine Freude, Sie in meinem Podcast zu haben.